Frauen im Krieg

Vergewaltigungen, Hunger, Gewalt, Grausamkeiten - China Keitetsi, eine ehemalige Kindersoldatin aus Uganda, ist nicht die einzige, die dieses Schicksal erleiden muss. In Afrika sind die Friedenszeiten kurz, fast immer findet auf diesem großen Kontinent mindestens ein Krieg statt. Natürlich ist dies schrecklich für die gesamte Bevölkerung, aber diejenigen, die am meisten darunter leiden, sind Frauen und Kinder.


Frauen als Soldaten

Oft werden Frauen auch als Soldaten rekrutiert. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür ist China Keitetsi. Sie war erst neun Jahre alt, als sie als Soldatin rekrutiert wurde, um für die NRA, die "National Resistence Army", angeführt von Yoweri Museveni, zu kämpfen. Das Ziel der NRA war, den Diktator Milton Obote zu stürzen. Museveni versprach zwar, für Frieden und gegen "Clanship" zu kämpfen, aber für diesen Frieden ging Museveni über Leichen. Um an die Macht zu kommen, nahm er den Tod von vielen Menschen in Kauf. Er war auch der erste, der Kindersoldaten einsetzte, was ihm den Namen "Vater aller Kindersoldaten" einbrachte. 1986 übernahm er schließlich die Regierung, aber dies bedeutete keinesfalls Frieden für die Bevölkerung. Zuerst hielt er zwar eine demokratische Wahl ab, führte aber doch ein totalitäres Regierungssystem weiter - bis heute.

China Keitetsi ist ein typisches Beispiel für eine Kindersoldatin. Sie lief von zu Hause weg und war zunächst einfach froh, eine neue "Familie" gefunden zu haben. Sie dachte, die ganze militärische Erziehung wäre nur ein Spiel - bis sie zum ersten Mal in einem Kriegseinsatz kämpfen musste. Hier begriff sie erst, was für eine grausame Zukunft sie zu erwarten habe, aber es war schon zu spät um zu entkommen. Sie kämpfte in vielen Schlachten unter den schrecklichsten Bedingungen: Nichts zu essen, kaum Wasser, kein Schlaf - und das für mehrere Tage. Wenn die Kinder einmal schlafen durften, wurden sie von Albträumen verfolgt. China musste oft hilflos zusehen, wie ihre Freunde und Kameraden getötet wurden. Doch schließlich, nach zehn Jahren hatte sie die Möglichkeit zu fliehen und ergriff sie. Sie konnte ein neues Leben in Dänemark beginnen, aber ihre entsetzlichen Erlebnisse haben tiefe Spuren in ihrer Seele hinterlassen.


Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch

Ein weiterer grausamer Aspekt, den der Krieg für die Frauen mit sich bringt, sind Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch. Wenn Soldaten ein Dorf überfallen, töten sie nicht alle Frauen und Kinder, sondern vergewaltigen sie. Die Soldaten kennen keine Altersbegrenzung, sie vergewaltigen alle Frauen, von kleinen Mädchen bis hin zu alten Frauen. Viele müssen Gruppenvergewaltigungen ertragen oder werden mehr als einmal vergewaltigt. Falls die Frauen dies überleben, müssen sie mit schrecklichen Konsequenzen rechnen. Oft werden sie schwanger oder mit HIV oder anderen Geschlechtskrankheiten infiziert. Es ist sehr schwierig für die Frauen, denn durch die Geburt dieser Kinder werden sie ihr Leben lang an diese Ereignisse erinnert. Die Vergewaltigungen haben auch Folgen für das soziale Umfeld. Viele vergewaltigte und missbrauchte Frauen werden unverzüglich von ihren Männern verlassen, denn nach einer Vergewaltigung haben sie den ersten Grundsatz der Ehe, nur dem eigenen Mann zu gehören, gebrochen. So werden sie aus ihrem sozialen Umfeld ausgeschlossen und mit ihren Kindern zu Hunger und Armut verurteilt2. Aufgrund der Stellung der Frau in der Gesellschaft Afrikas sind Frauen machtlos gegenüber ihren Männern. Obwohl es Gesetze gibt, die Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch verbieten, haben die Frauen kaum eine Chance Recht zu erlangen, denn Gesetze bedeuten im Falle eines Krieges nicht viel.

Die schlimmsten Folgen von Vergewaltigungen und sexuellem Missbrauch aber sind wahrscheinlich die psychischen Schäden. Die Frauen bräuchten Hilfe um ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten, aber meistens bekommen sie diese nicht. Auch wenn man den Frauen anbietet über ihre Erlebnisse zu berichten, tun viele dies nicht, da sie sich schämen, missbraucht oder vergewaltigt worden zu sein. Ein aktuelles Beispiel für dieses Leiden ist ein Konflikt in der North Kivu Province (im Osten der Demokratischen Republik Kongo). Obwohl der Krieg hier offiziell beendet ist, werden Zivilisten immer noch von bewaffneten Truppen und Streitkräften der Regierung getötet, entführt, gefoltert und sexuell missbraucht. Feministinnen versuchen gegen diese Gewalt vorzugehen, aber dies ist sehr schwierig, denn oft erleiden sie selbst dieses Schicksal. Diese Zustände herrschen jedoch nicht nur in dieser Provinz sondern im ganzen Kongo, wo während des zehnjährigen Krieges (1993-2003) unzählige Frauen Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch ertragen mussten.


Die starken Frauen von Ruanda1

Es ist kaum zu glauben, aber manchmal kann der Krieg neben vielen schrecklichen auch einige gute Aspekte für Frauen bringen. Ein Beispiel hierfür ist der Völkermord von 1994 in Ruanda. Die faschistische Regierung befahl den Hutu, die in Ruanda in der Mehrheit sind, die Minderheit der Tutsi zu töten. Ein Zehntel der Bevölkerung Ruandas wurde getötet, die meisten der Toten waren Männer. Also begannen die Frauen, jetzt deutlich in der Mehrheit, Ruanda wieder aufzubauen. Natürlich waren sie traumatisiert und beklagten den Verlust von vielen Familienmitgliedern, aber sie gaben nicht auf und arbeiteten Tag und Nacht dafür, um Ruanda wieder in einen zivilisierten Staat zu verwandeln. Sie übernahmen Fabriken und Felder von ihren Männern und stabilisierten so die Wirtschaft. Sie kümmerten sich um viele Waisen und so kehrte allmählich wieder normales Familienleben in Ruanda ein. Heute ist Ruanda das Land mit den meisten Frauen in Führungspositionen weltweit. Dies soll auf keinen Fall heißen, dass Krieg ein Weg ist, die Stellung der Frau in der Gesellschaft Afrikas zu stärken! Insgesamt brachte der Krieg viel mehr Schreckliches als Gutes, aber dies ist ein Beispiel für das, was Frauen zu leisten in der Lage sind!

Krieg ist in Afrika immer ein aktuelles Thema und wird es auch bleiben. Die Kriege in Afrika sind tief in der Geschichte des Kontinents verwurzelt. Es ist es schwierig, fast unmöglich, diese andauernden Konflikte zu beenden. Der Friedensprozess hat zwar schon begonnen, aber es ist noch ein sehr langer und schwieriger Weg bis dieser beendet ist. Solange die Kriege weitergehen, werden Frauen solche Schicksale erleiden müssen!


Verena Hesse

Quellen:



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